Hoffnung

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Mit diesem Lied, das ich im Dezember 1970 geschrieben habe, möchte ich euch erzählen, was für mich die Weihnachtserzählung bedeutet und warum ich die Hoffnung nicht verliere.

Ich hatte durch die Erfahrungen, Verhaltensweisen und Erzählungen meiner schwer von Krieg und Vertreibung traumatisierten Mutter während und nach dem 2. Weltkrieg, sowie als Schülerin der Nachkriegsgeneration im Unterricht, alle Schrecken und Verbrechen von Nazi-Deutschland vor Augen bekommen, an wem und wo auch immer.
Ich wußte schon als Kind, was Krieg und verblendete Ideologien in den Menschen und der Gesellschaft anrichten.

Später habe ich als Ergotherapeutin viele Jahre lang in einer akutgeriatrischen Klinik mit alten und sehr alten Menschen gearbeitet. Es gab kaum einen meiner Patienten, der nicht vom letzten Weltkrieg gezeichnet war.

1970 war ich 16 Jahre alt.
So wie die Studenten der 68er waren auch wir Schüler sehr sensibel für die politischen Ereignisse in der Welt, und das Elend an den Bevölkerungen wurde nicht verdrängt.
Im Gegenteil. Wir fragten uns, warum immer wieder “Krieg” und “Militär” als Problemlösung angesehen wird.

Die Vorstellung, dass Jesus in vergleichbaren Umständen wie heute zur Welt kam, beschäftigte mich sehr. Die Ängste, Sorgen und Entbehrungen der heiligen Familie damals wurden für mich so realistisch, dass ich sie mir in Vietnam, Bangladesch oder anderen Orten vorstellte – in Kriegen, die 1970 akut waren (s. Liste unten).

Die Fotos in der Zeitung oder im Fernsehen von Menschen in den Krisenorten wurden für mich Fotos vom “Antlitz” Jesu. Ihn mir heute dort, mittendrinn, vorzustellen, hat mich getröstet und noch entschiedener auf Seinen Weg geführt: uneingeschränkt, gewaltfrei an den Frieden zu glauben und dafür zu leben. Wie kann ich auf die Idee kommen, dem Jesukind im Nächsten etwas anzutun?

Und so ist es für mich bis heute geblieben,

HOFFNUNG

Einsam, ohne Geld und Nahrung,
ohne Haus und Kleidung
kam er einst zu uns.
ohne jede Erwartung,
nur um uns zu lieben
in jener dunklen Nacht.

Doch ein Stern hat geschienen,
zeigte die Hoffnung an,
die Hoffnung zeigte er an.

Auch heute noch gibt es solche Nächte,
in jedem Teil der Erde,
in Dunkelheit und Not,
auch heute gibt es Haß und Kriege,
Tod und Hungersnöte,
die wir nicht begreifen können.

Doch ein Stern hat geschienen…

Ihn, der damals geboren,
können wir heut’ finden
in jedem Teil der Welt.
In allen Schmerzen dieser Erde
finden wir sein Antlitz
mitten unter uns.

Seine Gegenwart unter uns
können wir nicht vergessen,
vergessen wir nie, vergessen wir nie.

Text und Musik Gery De Stefano
Aufnahme LP “Lieder aus meinem Leben”

Im Jahr 1970, also als ich das Lied schrieb, gab es aktuell folgende Kriege, Bürgerkriege oder andere gewaltsame Konflikte, die in Deutschland bekannt und erwähnt wurden. Manche von diesen dauern bis heute an:
Vietnam – USA 1955-1975 (ca. 2 Mio Tote)
Namibia – Südafrika 1960-1989 Befreiungskrieg
Guatemala – Bürgerkrieg 1960-1996 (bis zu 250.000 Tote und “Verschwundene”)
Eritrea – Äthiopien Befreiungskrieg 1961-1991 (ca. 223.000 Tote)
Angola/ Portug. Guinea/Mosambik – Portugal Befreiung
dann Angola – Bürgerkrieg nach Kolonialzeit (ca. 500.000 Tote) 1961-1974
Jemen – Bürgerkrieg Nordjemen-Südjemen 1962-1970
Kolumbien – Bürgerkrieg 1964-2016 (mind. 218.000 Tote und 25.000 “Verschwundene”)
Nordirland – England 1969-1997
Bangladesch (Ostpakistan) – West-Pakistan 1970-1971 (bis zu 3 Mio. Tote)
Biafra (Provinz Nigerias)- Nigeria 1967-1970 Bürgerkrieg (bis zu 1,2 Mio Tote)
Baskenland – Spanien Bürgerkrieg 1968-1979

Quellen Wikipedia

Und heute?


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