Die Wattegeneration

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Nach dem internationalen Festival “Genfest” 1975 in Rom und dem nationalen Genfest in West-Berlin 1976, haben wir “Die Wattegeneration” geschrieben im Rahmen der Vorbereitung von vier großen Jugendtreffen 1977 in Hannover, Karlsruhe, Bochum und München.

Genfest Westberlin Ostern 1976

Es war ein Gemeinschaftswerk, basierend auf einer Idee von Jutta Kühn. In der Vorbereitung entwickelten wir gemeinsam ein Kabarett-Programm, das satirisch gesellschaftliche Probleme und Verhaltensweisen darstellte, die wir um uns herum wahrnahmen.
Der Titel: “Kanapee-Ballade”.
Eine Moritaten-Sängerin – angelehnt an die Dreigroschenoper – begleitete auf einem Sofa sitzend singend verschiedene kritikwürdige Szenen aus der Welt der Wirtschaft, der Politik, der Pädagogik und der Kunst, wobei sich alles um die jeweils günstigste Sitzgelegenheit (vom Direktorensessel bis zur Holzbank) drehte. Anschließend versuchten wir mit unseren eigenen Erfahrungen und Überzeugungen darauf zu antworten.
Eingeleitet wurde dieses Kabarett mit “die Wattegeneration”.

Foto von 1977

DIE WATTEGENERATION

Wir sind die Watte-, Watte-, Watte-Generation, sicher wisst ihr das schon! (2x)
Wir wissen woher wir kommen: von Eltern natürlich.
Wir wissen warum wir da sind: sind nun mal da,
nicht aber wohin wir gehen – ach wohin denn schon?
Sicher, wir haben viel, viel, viel, viel,
aber ein Ziel – das haben wir nicht.
Doch wir können vie, viel, viel, viel:
wir können leben, wir können lieben, wir können hoffen: das ist nicht schwer.
Wir können leben, wir können lieben, wir können hoffen, leben, lieben, hoffen: das ist nicht schwer!

Leben: sehr einfach!
Morgens einen Schluck Kaffee. Die Pflicht tun. Das Geld monatlich rauswerfen oder sparen, je nach Lust und Laune.
Einmal pro Jahr die Weihnachtsgans essen und Urlaunbspläne schmieden.

Lieben: ach, reine Gewohnheit!
Klar, meinen Dackel, meine vier Wände, meine Stereoanlage und meine Plattensammlung. Tolle Feste feiern und nette Leute kennenlernen. Diskussionen führen – endlos und ergebnislos.

Hoffen: ja, das können wir auch!
Auf weniger Arbeitszeit, auf Beförderung, auf einen guten Abschluss, dass morgen schönes Wetter wird, dass der oder die anruft, dass der Bus kommt, dass die Ampel endlich auf grün schaltet!

Wir sind die Watte-, Watte-, Watte-Generation, sicher wisst ihr das schon! (2x)
Doch wir vergessen zu fragen, zu suchen, zu kämpfen. Wir wollen zufrieden sein und setzen dafür alles ein. (2x)

“Watte”, was ist das? Weiches, flaumiges Zeug, nicht zu greifen. “In” sein und dabei sein. Die neuste Frisur haben und die ältesten Jeans tragen. Tolerant sein und bequem leben: leicht, leicht, leicht, leicht, leicht, leicht, wie Watte so weich.

Ich habe noch etwas zu sagen. Da meinte doch diese Woche einer zu mir: “Also ich sage immer zu allem Ja” und fragte mich, was denn eigentlich “nein” bedeutet.

Text: Gery De Stefano u. Jutta Kühn,
Musik Gery De Stefano
1977 / 2022 CD “Schlüssel in der Hand”


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